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Natürlich hat die Welt nicht auf die eBooks gewartet, schließlich gab es vor 10 Jahren mit dem Rocket-Book bereits ein ernst zu nehmendes Exemplar, für das sich aber kaum Käufer fanden. Vergleiche mit MP3-Playern hinken nicht nur, sie sind hier auch nicht angebracht. Schließe ich einen MP3-Player an meine Stereo-Anlage an und höre Musik, so ist das Ergebnis – außer einer geringfügig schlechteren Wiedergabequalität – nicht anders, als hätte ich eine CD eingelegt.

Bei den Printmedien sind die Unterschiede zahlreicher und größer. Nicht nur, dass man sie ohne jegliche Stromversorgung lesen kann, die haptische Wahrnehmung und die Darstellungsqualität eines gedruckten Werkes unterscheiden sich noch dramatisch von den heute verfügbaren eBooks. Dennoch gibt es einen wesentlichen Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt: viele Printmedien haben eine sehr kurze Lebensdauer. Dies beginnt bei der Tageszeitung, geht über Telefon- und Adressbücher und setzt sich bei juristischen Werken, Wörterbüchern oder Literatur zu Software fort. Die Herstellung und der Transport großer Mengen von kurzlebigem Papier ist mittlerweile unter ökologischen und ökonomischen Aspekten kaum noch tolerierbar.

Die Welt braucht eBooks, sie ist sich dessen nur noch nicht in letzter Konsequenz bewusst, aber sie braucht nicht alle Bücher in elektronischer Form. In das elektronische Format passt am Besten Literatur, die nicht sequenziell gelesen wird. Dies sind zum Einen Nachschlagewerke, denn hier hilft die Elektronik beim Suchen ganz immens, zum Anderen Printmedien mit geringer Halbwertszeit und hoher Aktualität. Alle Verlage, die etwas derartiges im Angebot haben, sollten seit Beginn des neuen Jahrtausends ihre Produkte in strukturierter elektronischer Form vorliegen haben, mit anderen Worten als SGML- oder XML-Daten. Hieraus lassen sich mit vertretbarem Aufwand die HTML-Dialekte erzeugen, die Basis aller derzeit verfügbaren eBook-Geräte sind.

PDF ist als Datenformat für eBooks nur ein fauler Kompromiss. Die neuen Lesegeräte können diese Daten zwar darstellen, sie sind aber nur dann gut lesbar, wenn die Seitenbreite gleich der Bildschirmbreite ist. Eine freie Skalierbarkeit mit automatischer Anpassung des Zeilenfalls gibt es hier nicht, sodass es leicht passieren kann, dass sich der Leser so fühlt wie der Zuschauer eines Tennismatchs.

Die Distributionskanäle existieren in Form des Internets schon seit einiger Zeit, die Geschäftsmodelle, beispielsweise der Verkauf individuell zusammengestellter Fachliteratur, gibt es auch schon zu Genüge und wer innerhalb kürzester Zeit Werke aus seinem Verlagsprogramm als eBook konvertieren und zum Verkauf anbieten kann, hat große Chancen von einem schnell wachsenden Markt zu profitieren.

Uli Stühlen 9.3.2009